UNDERRATED DEUTSCHRAP:
2020 habe ich dich als ersten Rapper aus der Schweiz auf Underrated Deutschrap vorgestellt. In dem (wirklich sehr) kurzen Post lasse ich kurz deinen Werdegang vom DJ zum Rapper Revué passieren, um dann dein 2016 angekündigtes Karriereende zu thematisieren. Wie oft standest du in deiner Karriere an dem Punkt alles hineinwerfen und wieso hast du es (gottseidank) immer wieder verworfen?
WICHT:
An diesem besagten Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, ich hätte die Grenze erreicht. In der Zeit befand sich mein Leben im Wandel. Ich wurde danach erstmals Vater, was mich geistig zurück brachte zu meiner Bestimmung oder Überzeugung.
Zweifel und Überwindung sind stetiger Begleiter.. Ich stand nicht oft vor diesem Moment des Hinschmeissens wie damals, aber es gibt schon immer wieder Momente, in denen ich hinterfrage, was ich da tue. Aber ich weiß, dass diese Worte aus mir raus müssen in die Welt. Dann gebe ich mich hin – dem Beat, dem Moment..
Ich glaube es ist einfach ein Teil von mir.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Auf dem bisher letzten Zwei&Eins Album “Mit Dir” ist mir der Track “Au wenn…” im Gedächtnis geblieben. Glaubt man dem Refrain (“Ich würds wieder machen“), bereust du keiner deiner Schritte. Gab es keinen Punkt in deiner Karriere, bei dem du rückblickend sagst, dass eine andere Entscheidung dich vielleicht glücklicher/erfolgreicher/bekannter gemacht hätte?
WICHT:
Vermutlich hätte ich gewisse Plattformen ernster nehmen sollen – wie Youtube. Ich habe diverse Kanäle, deren Logins ich nicht mehr kenne. Aber ernsthaft bereue ich nur wenig. Zwischenmenschliche Dinge, die nicht korrekt waren meinerseits. Den verpassten kommerziellen Erfolg bereue ich nicht. Die Möglichkeit stand offen, doch ich würde mich auch heute noch von einer Idee abwenden, die mir überhaupt nicht entspricht. Ich bin eine ziemlich stolze Seele.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Das Kool Savas – Mixtape “Wer hatz erfunden?” hat für mich 2006 zum ersten Mal Schweizer-Rap auf den Radar gebracht. Hat man auch in der Schweiz einen Effekt durch diese Zusammenarbeit gemerkt?
WICHT:
Das kann ich nicht beurteilen. Hier in der Schweiz hatte ich damals viel Präsenz. Ich vermute, in Deutschland hat diese Verbindung vielleicht etwas bewirkt. Aber heute interessiert das, so glaube ich, niemanden mehr. Es ist eine neue Zeit. Liefern muss man.. und gut sein mit Social Media. Und Letzteres ist sicher nicht meine Stärke.. und trotzdem werde ich gebucht.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Auf Spotify ist dein meist-gestreamter Song “Freyheit”. Welcher ist dein eigener Lieblingssong?
WICHT:
Das ist eine schwierige Frage, weil mir alle meine Lieder etwas bedeuten. Doch
ich schwanke zwischen „Ich und Du“ der Brüeder Ep, „Drey dä scheiss uf“ von der „Goldruusch“ EP und „Hymne“ von dem Debut-Album von Zwei&Eins. Diese zu performen machen immer wieder Freude.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Bei deiner Musik schwingt für mich immer etwas Positives mit. Egal ob bei Representer-Tracks oder Songs mit Gesellschafts- und Medienkritik. Liegt es daran, dass ich nicht alles 100% verstehe oder hast du generell ein optimistisches / positives Mindset?
WICHT:
Absolut.. doch das war nicht immer so.
Damals wollte ich schockieren und heute muss das gesagte Wort einen Sinn ergeben. Ich will immer noch auch unterhalten, aber diese Attribute zum profanen Ausdruck will ich heute nicht so einsetzen wie einst. Es ist mir zu durchschaubar. Ich verstehe es bei den Jungen aber kann nicht lange hinhören.. weil es oft das Gleiche ist.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Vor 20 Jahren, am 11.04.2005, erschien dein erstes Album. Am 02.05.25 veröffentlichst du nun eine neue EP namens “Avatar”. Was hat sich zwischen den Releases verändert und was ist gleich geblieben? Worauf können wir uns bei der EP besonders freuen?
WICHT:
Avatar beinhaltet eine gute Breite aus dem Spektrum, welches ich auf musikalischer und mentaler Ebene für geistig inspirierend halte. Es ist ein spiritueller Prozess mit Kopfnicken. Es ist frei aus dem Bauch geschrieben und repräsentiert mich in meinem gegenwärtigen State. Beim Album „Wichtig“ war ich halt noch jung und viel zynischer. Doch in meiner Stimme ist immer noch viel Energie zu spüren. Ich habe mir mehr Präzision und Autonomie angeeignet in vielen Bereichen.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Bis heute habe ich nur 4 weitere Artists* aus der Schweiz vorgestellt. Wie lebendig ist die Schweizer Rapszene? Wen sollte ich auf dem Schirm haben?
WICHT:
Ich höre selbst mehr alte Musik unterdessen, aber nach wie vor sollte man EKR auf dem Schirm haben. Meiner Meinung nach auch Danase, Arkenoa, MüMan, DäMohn, Rapide, Xen.. Eigentlich höre ich gerne bei vielen Künstlern hin, die hier arbeiten. Ich denke die Liste wäre zu lang. Es gibt aber auch viel, was ich persönlich gar nicht hören will.. Doch Rap hat sich in der Schweiz entwickelt und hat mehrere Äste mit interessanten Früchten, finde ich.
UNDERRATED DEUTSCHRAP:
Vielen Dank für eine Offenheit und viel Erfolg weiterhin!