Den lieben Fehring Grau hatte ich schon länger auf meiner Shortlist. Aber seine Teilnahme am Tapefabrik Contest erhöhte nochmal die Dringlichkeit, ihn euch vorzustellen!
Der eingereichte Track “Porträt aus der Kindheit” erzählt erschreckend anschaulich von einer Kindheit, die von häuslicher Gewalt und regelmäßigen Wohnortwechseln geprägt ist. Was macht es aus einem, wenn man euphorisch dabei zusieht, wie Mutter und Bruder am prügelnden Vater Rache nehmen? Wie findet man seinen Platz in der Welt, wenn man überall wo man Freunde findet, kurze Zeit später wieder wegzieht?
Harter Tobak? Keine Seltenheit bei Fehring Grau!
Eine Anfänge macht er zusammen mit @das_w.official
Ihre gemeinsame EP heißt “Hikikomori”, was die japanische Bezeichnung für Menschen, die sich freiwillig (monatelang, ja teilweise jahrelang) sozial isolieren.
Mein Highlight ist darauf ein Track, bei dem sie sich mit dem gesellschaftlichen Verständnis von “Normal” auseinandersetzen:
“Was heißt schon normal und wieso soll ich normal sein?
aus „Normal“
Es gibt keine Norm. Doch jeder so wie er es meint.
Es ist höchstens normal, verschieden zu sein!”
Es folgt sein Debütalbum “Agonie” (Todeskampf), das erwartbar düster daherkommt und auf Timi Hendrix (Trailerpark) gegründeten Label „Life kills slowly“ erscheint.
Er beschreibt, wie “grausam” die Welt ist und kritisiert Menschen, die glauben mit einer kleinen Geldspende, entledigen sie sich der Verantwortung, die Welt zu retten (“Welt zerstören”).
Aber natürlich nimmt er auch vor sich selbst nicht halt und widmet sich seinen eigenen Geistern:
“Die Agonie, sie schwärzt meine Strophen,
aus “Kein Platz für mich”
doch ich will leben und nicht sterben, bis ich tot bin.”
Im letzten Jahr erschienen zwei sehr gelungene Tracks mit Calli, die gefühlt etwas leichter daherkommen und dennoch nichts an Tiefe und beeindruckender Technik einbüßen.
Leiht Fehring Grau euer Ohr. Ihr werdet es nicht bereuen!
Ein paar Tracks findet ihr ab heute in der Underrated Deutschrap Playlist?
Du bist auf den Geschmack gekommen? Alle bereits vorgestellten Underrated Deutschrap Künstler*innen findest du hier.
Du willst die Künstler*innen auch live sehen? Wir pflegen bestmöglich eine Konzertübersicht.
Zusätzliche Infos zu FEHRING GRAU:
Musikalische Heimat: Flensburg
Erwähnenswertes aus der Diskographie:
Anspieltipps:
„Normal“ (auf „Hikikomori“)
„Porträt aus der Kindheit“ (2022)
„Spotlight“ (mit Calli, 2022)
Alben:
„Hikikomori“ (EP mit Herr W, 2017)
„Agonie“ (2017)
Social Media:
Instagram: @fehringgrau